Schule und Schulentwicklung nach Corona

DIE WEICHEN STELLEN FÜR ZUKUNFTSGERICHTETES LEHREN UND LERNEN

Wie es nach der Corona-Pandemie an den Schulen weitergehen wird, ist derzeit noch nicht absehbar: Zu viele einzelne Faktoren und Verantwortlichkeiten sind für die Entwicklung der Schulen und ihrer Lehr-Lern-Settings von Bedeutung. Über mögliche Wege, wie es an den Schulen nach den coronabedingten Disruptionen weitergehen sollte, diskutierten im Sommer 2021 die Bildungswissenschaftlerin Prof. Dr. Anne Sliwka und der gymnasiale Schulleiter Matthias Förtsch bei einer Veranstaltung mit dem Titel „Die Schule nach Corona – gibt es eine neue Normalität?“. Unter reger Publikumsbeteiligung lotete man dabei Chancen und Potenziale aus, die Schulentwicklung nach Corona voranzutreiben.

Sketchnote zur Diskussion „Schule nach Corona“ mit Porträts von Anne Sliwka und Matthias Förtsch sowie den zentralen Begriffen der Debatte
Sketchnote: Wibke Tiedmann | Twitter: @TiedmannConsult

Zu den zentralen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Schule gehören nach Einschätzung der Expert:innen der vermehrte Dialog zwischen allen am Bildungssystem Beteiligten sowie die Formulierung gemeinsamer Ziele;  darüber hinaus gilt es, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen sowie den Schulen mehr Eigenverantwortung zu übertragen und so wichtige Freiräume für individuelle Lösungen zu schaffen.


DRUCK IM SYSTEM UND DIE DEPUTATSREGELUNG – STELLSCHRAUBEN EINER NEUEN SCHULPOLITIK?

Dringend vonnöten ist ein höheres Maß an Flexibilität im Schulsystem – darin sind sich die Beteiligten, darunter auch viele zugeschaltete Lehrer:innen, Studierende und weitere im Bildungssystem tätige Personen, einig. Auf systemischer/politischer Ebene müssen die Vorgaben des Landes den Spielraum lassen, schulbezogene Lösungen und Modelle zu entwickeln und zu erproben. Auf Ebene der Schulen bedarf es dedizierter (Zeit-)Räume zur Kollaboration der Lehrer:innen, die es ermöglichen, gemeinsam Unterricht zu entwickeln, sich abzustimmen und gegenseitig zu unterstützen. Letzlich muss auf individueller Ebene die Bereitschaft bei Lehrer:innen gefördert werden, sich zum einen entsprechend weiterzubilden, zum anderen aber auch Freiräume des Systems zu erkennen und diese für flexible Lösungen zu nutzen.

Die Pandemie stellt dabei nicht nur einen Moment der „Ehrlichmachung“ (Matthias Förtsch) der Problemstellung im Bildungsbereich dar, sondern auch eine Chance, das in der Pandemie Gelernte auf die Zeit danach zu übertragen. Um den gesamtgesellschaftlichen Risiken entgegenzuwirken, die beim Scheitern von Bildungsgerechtigkeit drohen, fordern die Expert:innen daher eine nachhaltige Bildungspolitik.

Kritisch zu betrachten ist nicht nur die Spaltung des deutschen Schulsystems; auch die Kernprobleme des Lehrer:innenberufs wie Deputatsfragen und Interessenskonflikte sind anzugehen. Um diese Schwierigkeiten überwinden zu können, sind im deutschen Schulsystem mehr Freiräume, Partizipation und Kooperation nötig. Entsprechende Innovationsprozesse müssen auch durch die Politik ermöglicht werden, wobei Erkenntnisse aus anderen Ländern und deren Schulsystemen gewinnbringend zu nutzen sind.


Prof. Dr. Anne Sliwka ist Bildungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik; sie lehrt und forscht am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Heidelberg in international vergleichender Perspektive und ist eine ausgewiesene Expertin für Lehrer.innenprofessionalität und Schulentwicklung. OStD i. K. Matthias Förtsch ist Schulleiter am Gymnasium des Bischof-Sproll-Bildungszentrums in Biberach. Seit Langem schon beschäftigt er sich mit den Themen Schulentwicklung und Kultur der Digitalität, unter anderem auf seinem Blog sowie als Autor des Deutschen Schulportals.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Deutschen Schulpreis und der Deutschen Schulakademie statt.