Summer School 2018: Bericht zum Workshop des heiEDUCATION Clusters Kulturelles Erbe

MIT VORTRÄGEN VON STEFANIE SAMIDA, BARBARA HORNBERGER, CORD ARENDES UND NAUSIKAÄ EL-MECKY

Wer legt eigentlich fest, was Bildung ist oder was sie sein muss? Gehört Populärkultur zur Bildung oder ist Bildung das Hoheitsgebiet der (Hoch-)Kultur?

Diesen Fragen widmete sich der heiEDUCATION Cluster Kulturelles Erbe am 12. Juli 2018 während der HSE Summer School. Der immense Klärungsbedarf seitens der Studierenden, Promovierenden, PostDocs und Dozent/innen bestätigte ihre Relevanz für sämtliche Bereiche der Lehrerbildung an Hochschulen, insbesondere die Forschung:

  • Was muss ich als Studierende über Populärkulturen wissen? Gibt es überhaupt Lehrveranstaltungen dazu?
  • Ist es sinnvoll, eine Promotion zur Rolle der Populärkultur im Bildungssystem der BRD zu beginnen? Gibt es Literatur?
  • Wie ist Kultur, Populärkultur etc. aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu definieren und ins Verhältnis zu setzen?
  • Welche gesellschaftlichen Hintergründe sind im Hinblick auf die Frage der Kultur und Populärkultur in der Lehrerbildung relevant?
  • Welche Konsequenzen in der fachdidaktischen Theorie ergeben sich aus einer Integration von Elementen aus der Populärkultur im schulischen Unterricht?

Im Rahmen des Workshops wurde deutlich, dass es sich dabei um einen Diskurs handelt, der auf wissenschaftlicher Ebene dringend geführt werden muss, um die gesellschaftliche Debatte zum Thema zu befördern und Forschungsgrundlagen für die Fachdidaktiken und den Unterricht an Schulen bereitstellen zu können. Denn die Frage nach einer „kulturellen Bildung“ gerade im Schulbereich beinhaltet zwingend die Frage nach der Bildungshoheit in einer Gesellschaft. Ob und inwieweit populärkulturelle Elemente eine Rolle im staatlichen Bildungssystem und daher auch in der Lehrerbildung spielen können oder sollen, muss in einem dynamischen Diskursprozess in den unterschiedlichen relevanten Disziplinen und Fächern ausgearbeitet werden.

Mit drei Vorträgen zum Thema und anschließenden Diskussionen trieb der Cluster Kulturelles Erbe eine solche Ausarbeitung im Rahmen der HSE Summer School 2018 aus unterschiedlichen Perspektiven lebhaft voran. Im ersten Vortrag, moderiert von Ralph Höger, ging Stefanie Samida aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Frage nach, ob Star Trek ein Feld kultureller Bildung sein könnte. Die Vielfalt kultureller Aspekte in Star Trek (Erforschen einer neuen Welt, Erweiterung des Lebensraums für die Menschen, Heterogenität des Teams, der Umgang mit Fremden, anderen Religionen etc.) ermöglicht eine Analyse aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven. Dennoch ist fraglich, ob eine solche Sendung – entworfen zum Zweck der Unterhaltung – in ihrer Qualität den Ansprüchen eines Bildungssystems genügen kann.

Im zweiten Vortrag widmete sich Barbara Hornberger der populären Kultur als Sonderfall kultureller Bildung und damit dem Spannungsfeld zwischen Ignoranz und Kolonialisierung, die auch im Vortrag zuvor bereits deutlich wurde. Barbara Hornberger verwies eindrücklich darauf, dass Bildung immer als normativer Begriff zu sehen sei, Popkultur hingegen semiotisch offen und vieldeutig bliebe. Daraus ergebe sich die besagte Spannung zwischen Populärkultur und Hochkultur. Erstere steht aus Sicht Letzterer immer im Verdacht, einfach, rein kommerziell oder unreflektiert zu sein und muss ihren Bildungswert erst jeweils unter Beweis stellen. Da dies in einem hegemonialen Diskurs geschieht, fällt es der Populärkultur schwer, Raum in schulischen oder universitären Curricula einzunehmen.

Im dritten Vortrag, moderiert von Martin Hailer, beleuchteten Cord Arendes, Nausikaä El-Mecky und Stefanie Samida die Frage nach der kulturellen Bildung aus den Perspektiven der Public History und der Digitalisierung. Gerade die Digitalisierung im Bildungssektor ermöglicht den Einzug von Popkultur in den Unterricht. Die Teilnehmenden diskutierten umfassend darüber, wie didaktisch mit dem Phänomen umzugehen ist und welche Potenziale und Risiken sich daraus ergeben.

Der Workshop verdeutlichte, dass wissenschaftliche Annäherungen an dieses Thema im Hinblick auf die Lehrerbildung dringend nötig und auch möglich sind. Eine Weiterführung und Ausgestaltung der im Rahmen der HSE Summer School angestoßenen Forschungsthemen ist daher ausdrücklich wünschenswert.