Dem finnischen Vorbild folgen – Kooperation als Element der professionellen Handlungskompetenz und Ausdruck eines wissenschaftlich-reflektierten Selbstverständnisses

CAROLIN STÖCKLER

Carolin Stöckler

Studiengang: Lehramt an Gymnasien (Staatsexamen)
Mentorin: Dr. Britta Klopsch

PROJEKTBESCHREIBUNG

LehrerInnen werden im Schulalltag mit komplexen Aufgaben konfrontiert, an deren Lösung sie mit hohen Qualitätsansprüchen herantreten. Lange Zeit dominierte überdies das Bild des Lehrers als „Einzelkämpfer“. Dieser Habitus kann jedoch zu schweren Beanspruchungen und hohen Belastungen führen und physischen wie psychischen Stress erzeugen. Vor allem die kollegiale Zusammenarbeit und das Teamgefühl stellen Lösungsstrategien dar und können nicht nur Überforderungs -und Erschöpfungszustände vorbeugen, sondern Lehrkräfte signifikant entlasten, den Enthusiasmus am Beruf sowie die Qualität pädagogischen Handelns steigern und die Lehrergesundheit nachhaltig verbessern. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Lehrkräften ist daher heute wichtiger denn je, um den Ansprüchen einer modernen Schule und den Anforderungen eines sich verändernden Rollenverständnisses gerecht zu werden.

Kooperationen tragen zur Öffnung der Schulen bei und machen kooperative Prozesse zwischen verschiedenen Experten (Fachlehrkräfte, Sonderpädagogen, Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen und externer Akteure) möglich. Das von Gräsel et al (2006) vorgestellte dreistufige Modell verortet die Ausprägung von Lehrerkooperation deutscher Lehrerinnen und Lehrer auf Niveau 1 (Austausch) und Niveau 2 (Kooperation). Richter und Pant (2016) stellen überdies fest, dass hochentwickelte, intensive Formen der Zusammenarbeit, sog. kokonstruktive Prozesse, (Kokonstruktion: dritte Niveaustufe nach Gräsel et al) zwischen deutschen Lehrkräften nur selten stattfinden. Weitere Studien weisen nach, dass gerade Kooperation der höchsten Ausprägungsstufe positive Auswirkungen auf Schulebene, der Unterrichts bzw. Schülerebene sowie auf Ebene der Lehrkräfte nach sich ziehen (vgl. Vangrieken/Dochy/Raes/Kyndt 2015; Lomos/Hofman/Bosker 2011; Dudley 2015).

Um begünstigende Faktoren für Kokonstruktion zu identifizieren, soll der Blick nach Skandinavien gerichtet werden. Im Rahmen der Studie sollen finnische Lehrkräfte befragt werden, die auf eine erfolgreiche Tradition kokonstruktiver Prozesse blicken können. Die Studie verfolgt dabei eine differenzierte Fragestellung, um die verschiedenen Dimensionen von Zusammenarbeit zu erfassen. Dabei sind sowohl die inhaltliche Ausgestaltung, die strukturellen Faktoren und der Bereich der psychologischpersönlichen Aspekte von Erkenntnisinteresse. Was ist das Ziel der Zusammenarbeit? Wie wird die Zusammenarbeit organisiert und welche Bedingungen sind an der Schule vorhanden? Welche Einstellungen und Haltungen bestehen gegenüber der Kooperation und wie wird das Autonomiebedürfnis gegenüber der Kooperationsbereitschaft eingeschätzt? Auf diese Art und Weise sollen begünstigende Faktoren für Kooperation und kokonstrukive Prozesse identifiziert werden und die Fragen beantwortet werden: Wie funktioniert Zusammenarbeit an finnischen Schulen und was sind Motive für Kooperation?